London 2015


1. Tag  Chemnitz-Eisenach   246km       24.07.2015

 

Start: 10.42 Uhr

Der Urlaub beginnt direkt nach der Arbeit mit sonnigen 28°C. Bis Meerane verlief die Fahrt wie geplant, aber ab dann kam die erste Umleitung, die an dem Tag nicht die einzige bleiben sollte. Hinter Meerane schlängelte sich meine Strecke durch viele kleine Dörfer bis zur B7. Eigentlich hätte ich die B7 nicht mehr verlassen müssen bis nach Eisenach, doch wie es der Zufall wollte, war wieder eine Umleitung. Ich sah wie zwei Jugendliche mit ihren Mopeds vor mir in eine Tankstelle fuhren um Luft aufzupumpen. Die Gelegenheit habe ich natürlich gleich genutzt, um nach einer Abkürzung zu Fragen. Die zwei Jungs hießen Anthony und Chris und wussten leider auch keine bessere Abkürzung. Doch sie wollten mich auf meiner Reise ein kleines Stück begleiten und so fuhren wir zu dritt bis nach Bad Klosterlausnitz und verabschiedeten uns dann dort. Leider fuhr bis nach Jena (10km) ein Traktor vor mir, den niemand überholen konnte. Kurz vor Weimar kam die nächste Umleitung, die aber auf eine Autobahn führte und somit musste ich mir den Weg durch die Dörfer suchen. Meine erste Pause machte ich kurz vor Erfurt an der Napoleonsäule mit Blick auf den Ettersberg (KZ Buchenwald). 19 Uhr erreichte ich dann die Jugendherberge in Eisenach an der Wartburg und schaute mir am Abend noch die Stadt an.

 

 

 

2. Tag Eisenach-Bonn  315km       25.07.2015

 

Start: 8.00 Uhr

Mit Sonnenschein und blauen Himmel begrüßte mich der Tag obwohl es heute regnen sollte. Sehr viele Berge und Kurven sollten mich nun bis zur Grenze nach Hessen begleiten. Hinter mir war seit 2 Stunden eine extrem schwarze Regenwolke, die ich bis jetzt immer gut abhängen konnte. Ab Kirchhein wurde die B62 unerwartet zur Schnellstraße. Da ich aber keine andere alternative Route gesehen hatte, habe ich mir gedacht: "Scheiß drauf, 5 min Angst" Aus den geplanten fünf Minuten wurde eine Stunde. Direkt vor Marburg fing es an zu regnen und stellte ich mich erstmal unter eine Brücke. In Herborn fing es wieder mit regnen an und ich machte erstmal eine Pause am Supermarkt. Auf dem Supermarktgelände stellte ich zum ersten Mal fest, dass in dieser Gegend die Simson ein unbekanntes Objekt ist. Das Interesse von den Gästen auf dem Parkplatz war so hoch, dass die Stunde sehr schnell verging. Bis nach Bonn fing es manchmal wieder an zu regnen. Als ich über die Rheinbrücke in Bonn gefahren bin, waren alle Strapazen vergessen. Meine Übernachtung sollte diesmal nicht in einer Jugendherberge sein, sondern zum ersten Mal Couchsurfing (man übernachtet bei fremden Leuten auf der Couch). Die Tür machte nicht mein Gastgeber Achim auf, stattdessen ein anderer Couchsurfer aus Indien. Sein Name war Kiran. Dies war auch so vorher ausgemacht, weil an diesem Tag die "Bonner Bierbörse" stattfand und Achim schon dort war. Wir sollten gemeinsam hinterherkommen, denn dort war auch ein Treffen von Couchsurfern aus Bonn. Es war ein wunderschöner und lustiger Abend mit wundervollen Menschen aus der ganzen Welt. Der Tag neigte sich für mich 0 Uhr zum Ende und ich schlief sofort im Bett ein. 

 

 

 

3. Tag Bonn-Antwerpen  266km       26.07.2015

 

Start: 8.34 Uhr

Der Morgen begann mit einem gedeckten Frühstückstisch und frischen Reibekuchen. Draußen war es leicht windig und bedeckt, was sich aber zum Mittag in einen blauen Himmel verwandelte. Kurz vor Sittard (NL) wurde die Bundesstraße zur Schnellstraße und ich musste 5km zurückfahren. Dann sah ich es, das Grenzschild mit der Aufschrift "Nederland". Ich hatte es tatsächlich bis aus Deutschland herausgeschafft (die meisten Leute glaubten vor der Reise, ich komme maximal bis nach Eisenach oder Bonn). Mit einem Lachen auf den Lippen fuhr ich ins Ausland. Das Erste was mich durcheinanderbrachte: Die Straßenschilder und Autobahnschilder waren alle blau. Nach 30min erreichte ich schon Belgien. Bis nach Antwerpen fuhr ich nur auf geraden Straßen. Wenn mal eine Kurve kam, flatterte ein bisschen das Herz. Bei Peer war wahrscheinlich ein Harley-Davidson-Treffen, weil die Straßen von diesen Motorrädern voll waren. Dennoch war ich der Star auf den Straßen! In Deutschland hatte ich mir kurz vor der Reise für den Notfall eine Kreditkarte anfertigen lassen. Diese sollte sich dann zum ersten Mal brauchbar machen, denn die meisten Tankstellen akzeptieren weder Bargeld noch normale Karten. 30km vor Antwerpen fing es dann zu regnen an und hörte auch nicht mehr bis zur Ankunft auf. In Antwerpen musste ich dann nur noch die Wohnung von meinem Gastgeber Gertjan (Couchsurfing) finden. Irgendwann hatte ich es aufgegeben die Wohnung zu suchen und habe ihn angerufen, dass er mich abholen soll. Die Wohnung war nur 5min Gehweg entfernt. Seine Wohnung war sehr zentral und in einer unsicheren Gegend. Am Abend waren wir noch in der Stadt und haben Abendbrot gegessen.  In der Nacht habe ich kein Auge zugedrückt, weil ich Angst hatte, dass mein Moped geklaut wird.

 

 

 

4. Tag Antwerpen-Faversham  350km       27.07.2015

 

Start: 9.00 Uhr

Nach einer eher unruhigen Nacht packte ich meine Taschen und war bereit heute noch bis nach Dover(GB) zu kommen. Meine Jacke hatte ich schon an und ich checkte noch einmal Handy, Portemonnaie und Schlüssel. Stop, der Mopedschlüssel fehlte! Nun ging die große Suche los! Nach 10min kam mir ein Geistesblitz "Vielleicht war der Schlüssel noch am Moped dran?" Ich rannte sofort hinaus. TATSÄCHLICH, ER STECKTE NOCH IM MOPED! (Ich erinnere nochmal an die unsichere Gegend!!!) Vor lauter Glück hatte ich meine Warnweste bei Gertjan vergessen. Aus Antwerpen herauszufinden war auch nicht gerade sehr leicht. Nach 1,5 Stunden habe ich dann die Polizei gefragt, daraufhin fuhren sie mich aus der Stadt hinaus. 80km fuhr ich dann wieder in den Niederlanden auf Radwegen, weil es sonst nur Schnellstraßen gab. Es ist ja offiziell ein Mofa. In Belgien ging es dann die Küste entlang, genauso wie man es sich vorstellt: rechts das Meer und links Wiese mit Landschaft (eines der Highlights auf meiner Reise). Ab Oostende wurde es immer wärmer und windiger. Die Freude auf England wurde immer größer und größer. 8km vor der französischen Grenze gab es keine ordentliche Beschilderung in Richtung Frankreich. Ein älterer Mann konnte aber kein Englisch und wusste nicht, wie er mir den Weg beschreiben sollte. Er machte mir mit seinen Händen klar, ich sollte ihn mit meinen Moped folgen. Er fuhr mit seinem Fahrrad voraus. Nun stand ich in Frankreich mit meiner Simson und mein Ziel war zum Greifen nah. Ich kam in Dunkerque an und musste nach dem Weg nach Calais fragen, weil ich für 50km keine Karte gekauft hatte (ein Riesenfehler). Dass in Frankreich wirklich niemand Englisch sprechen kann bzw. will, wurde mir erst dort wirklich bewusst. Also verbrachte ich in einer relativ kleinen Stadt eine ganze Stunde bis mich ein Mann und eine Frau mit ihrem Auto zur richtigen Straße brachten.  Ca. 15km vor Calais in einer kleinen Ortschaft ging dann plötzlich der Motor aus. Wir hatten es 17 Uhr, ich dachte mir "kein Stress" und wechselte erstmal die Zündkerze. Nach 20 mal den Kickstarter treten lief der Motor wieder. Das Moped ging aber schon nach 500m wieder aus, also habe ich es angeschoben und der Motor startete wieder. Dieses Spiel wiederholte ich genau 6 mal und meine Kräfte und Nerven waren am Ende. Nichts ging mehr mitten in der Einöde. Ich brüllte also laute "Sch..." und rief den ADAC. Leider wusste ich nicht, wo ich war und genau in diesem Moment hielt ein ca. 20 Jähriger mit seiner Freundin an und wollte mir helfen. Nach 10min Zeichensprache wusste ich wenigstens wo ich war, nämlich in Offerquerk. Derweil ich mit dem ADAC telefonierte, rief der junge Mann selbst einen Abschleppdienst. Nun ist es so, dass der ADAC nur zahlt, wenn sie selbst einen Abschlepper organisieren. Also weigerte ich mich, als der Abschleppdienst mein Moped aufladen wollte. Es ging am Telefon hin und her und der ADAC machte mit dem Abschleppdienst vor Ort alles aus. Mein Moped wurde nun doch verladen und mir kamen fast im Pannenfahrzeug die Tränen mit den Gedanken "Hatten die anderen doch Recht gehabt? Schafft ein Moped so eine Entfernung doch nicht?" Nach 10min Fahrt kamen wir dann in der Werkstatt an und der Mechaniker kniete sich davor und zog den Benzienschlauch ab und es kam NICHTS! DAS BENZIN WAR ALLE! Der Mechaniker und ich mussten lachen und als er den Benzinkanister holte, sagte er ein einziges Wort auf Englisch "stupid". Mit einem glücklichen Gefühl ging es dann zur Fähre. Ich kaufte mir 21 Uhr ein extrem teures Ticket für 92,25€. Leider hatte die Fähre eine Verspätung und legte erst 23 Uhr ab. Der Zöllner interessierte sich so für das Moped, dass hinter mir die Autoschlange immer größer und größer wurde. Dann ging es los, die Simson auf hoher See nach England. Auf dem Deck fühlte man sich wie Kolumbus! "Eine Seefahrt ins Ungewisse". Die Fähre legte an und mein Adrenalin war sehr hoch wegen des Linksverkehrs. Doch dies war eigentlich kein Problem, ich hatte mir es schlimmer vorgestellt. Die Hoffnung 0 Uhr noch etwas zum Übernachten zu finden, wurde immer kleiner und kleiner. Meine Eltern hatte ich am Telefon in Frankreich gesagt, dass ich in einem Hotel übernachte. So fuhr ich also auf der Straße A2 in Richtung London. Diese Straße wird dann zur M2 (Autobahn) und musste somit runter. Irgendwann hatten wir es 4 Uhr deutscher Zeit und ich machte es mir an einer Bushaltestelle "bequem".

 

 

 

5. Tag Faversham-London  100km   28.07.2015

 

Start: 5.30 Uhr

Der zunehmende Straßenverkehr hatte mich nun doch schon sehr zeitig geweckt und dementsprechend ging es früh los. Ab Gillingham wird die Autobahn wieder zu einer normalen Straße, aber die vier Spuren und die hohe Geschwindigkeit blieb gleich,  als würdest du auf einer Autobahn fahren. Viele Autos hupten und streckten mir den erhobenen Daumen entgegen. Diese Geste zauberte mir ein Lächeln in mein Gesicht und machte mir Mut, mein großes Ziel zu erreichen. Dieses Ziel war die Westminster Bridge mit dem House of Parliament. 7.30 Uhr erreichte ich es auch, ohne mich ein einziges Mal zu verfahren. Ich stellte mein Moped ab und legte meine Hände auf die Brücke und mein Kopf war wie leer. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Gedanken, alles ringsherum habe ich ausgeblendet. Für meine Ankunft hatte ich mir einen riesigen Jubel vorgenommen. Tja, so ist es mit der Vorstellung und Realität. Dann machte ich ein Zielfoto und nun ging es mit der Stadtbesichtigung auf meiner Simson los. Überall wo ich gehalten habe, wurde ich schräg angeguckt und fotografiert. Touristen aus Ostdeutschland hat man sofort erkannt, weil die meisten große Augen machten und mit den Finger auf mich zeigten. Am Nachmittag hatte ich meine Jungendherberge bezogen und wollte noch fix Einkaufen fahren. Auf einmal kam ein Auto auf meiner Straßenseite entgegen, dieses Hupte wie verrückt und dabei merkte ich "OH, Linksverkehr!" Nach diesem Schreck ging es am Abend nur noch zu Fuß in die Stadt.

 

 

 

6. Tag London  5km       29.07.2015

 

Eigentlich wollte ich die nächsten 3 Tage komplett auf das Moped verzichten und alles zu Fuß erreichen. Vormittags 9.40 Uhr wollte ich in die Stadt laufen, weil die Jugendherberge ein bisschen östlich von der Tower Bridge ist (30min Laufzeit). Doch davor wollte ich nochmal zur Sicherheit am Moped vorbeischauen. Das Moped stand aber nicht so wie ich es abgestellt hatte und die Überziehplane war unten auch offen. Ich ging näher heran und sah, dass der Kupplungshebel auf dem Boden lag. Außerdem war der linke Spiegel gerissen und das Nummernschild verbogen. Entweder ist früh der Lieferant dagegen gefahren oder es hat jemand umgeschmissen. Auf alle Fälle musste ich den ADAC rufen. Am Telefon wurde mir erzählt, dass sie in spätestens 90 Minuten da sind. 14 Uhr saß ich immer noch am Straßenrand und hatte mir gedacht "Jetzt muss langsam mal was passieren! Ich brauche Hilfe!". Kurz darauf, ca. 3min später, hatte mich aus dem Nichts heraus eine Frau angesprochen mit den Worten "Entschuldigung, kommen Sie aus Deutschland?  Solche Mopeds fahren doch nur in meiner Heimat Thüringen herum!" Ihr Name war Lisett. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte von meiner jetzigen Panne. In diesem Moment kam dann der Britische Abschleppdienst und seine ersten Worte waren "Ich habe sowas noch nie gesehen!" Er wusste nicht so richtig, wo er mich hinbringen sollte. Doch die Frau konnte für mich gleich Dolmetschen und eine Werkstatt vorschlagen. Sie kannte eine alte Rollerwerkstatt, wo auch schon zwei Mal ein Trabant davor stand. Wir tauschten noch die Telefonnummern für eventuelle Kommunikationsprobleme in der Werkstatt. Im Pannenfahrzeug lief das Lied "Hey Jude" von den Beatles (dies wurde nachher meine Reisehymne). Die Werkstatt konnte mir super schnell helfen und die Reparatur hatte mich nur 10 Pfund gekostet. Jetzt hatte ich einen Griff von einer alten Vespa dran. Anschließend habe ich mich per Telefon noch bei der Frau für die Hilfe und der Zeitersparnis bedankt und sie als Dankeschön auf einen Kaffee eingeladen, den sie dankend annahm. Anschließend habe ich noch die Stadt besichtigt.

 

 

 

7. Tag London      30.07.2015

 

Das Moped war wieder ganz und mich erwartete für diesen Tag ein großer Fußmarsch, weil ich zur Abbey Road wollte. Dort haben die Beatles ihr bekanntes Foto auf dem Zebrastreifen gemacht. Unterwegs habe ich noch die Parade am Buckingham Palace gesehen und bin durch den Hyde Park gelaufen. Am Zebrastreifen war relativ viel los und eine Menge genervte Autofahrer, die wegen den Fotos warten mussten. Anschließend war ich noch auf dem Shard (höchstes Gebäude in Europa) und im Clink Prison Museum.

Insgesamt 28km zu Fuß gelaufen!

 

 

 

8. Tag London     31.07.2015

 

Heute stand für mich noch der Piccadilly Circus und das Treffen mit Lisett auf dem Plan. 12 Uhr am Piccadilly Circus kam dann auch eine Nachricht von Lisett und ich machte mich langsam auf den Rückweg zur Jugendherberge. Gegen 15 Uhr haben wir uns dann in einem Pub getroffen. Wir tranken zusammen ein Bier und am Abend bin ich nochmal zur Tower Bridge gelaufen, um den letzten Tag in London mit meiner Reisehymne "Hey Jude"ausklingen zu lassen.

 

 

 

9. Tag London-Roeselare  260km       01.08.2015

 

Start: 7.45 Uhr

Heute zeigte sich wieder einmal das Wetter von der besten Seite und ich bepackte mit einem leicht traurigen Gefühl mein Moped. Ich hatte mich neun Monate auf London gefreut und jetzt bin ich schon wieder auf der Heimreise. Doch eins ist gewiss: Ich komme wieder! In London hatte ich mich nochmal verfahren, bevor ich auf die A2 bin. Auf der A2 hatte ich im Durchschnitt eine Geschwindigkeit von 80km/h, weil es fast nur bergab ging und die Straße gut war. Kurz vor der Fähre gab es einen kleinen Rückstau und ich konnte den Motor ausmachen und mich rollen lassen. Im Hafengelände war ich wieder der Hingucker und ein paar Deutsche und Polen hatten mich wegen des Mopeds angesprochen. Die gute Laune wollte nicht wirklich aufkommen. Den Gedanken, dass dies schon die Heimreise ist, wollte ich nicht wahrhaben. Auf der Fähre hat mir dann auch noch eine Möwe auf den Schuh geschissen und plötzlich musste ich lachen. Geht doch! 14 Uhr legte die Fähre in Calais an und auf der Rampe beim runterfahren ging das Moped aus. Erst einmal die Zündkerze gewechselt und weiter ging es. Da ich Frankreich auf meiner Hinreise nicht wirklich ins Herz geschlossen hatte, wollte ich dort auch nicht übernachten. In Belgien suchte ich vergebens einen Campingplatz und auch Hotels waren nicht in Sicht. Irgendwann bei Roeselare fand ich eine Wiese und schlug dort mein Zelt auf. Die Nacht war so extrem kalt, ich dachte"das war´s". 

 

 

 

10. Tag Roeselare-Brüssel  120km       02.08.2015

 

Start: 10.30 Uhr

Nach einer sehr kalten Nacht ging es am späteren Vormittag erst los. Die erste Hürde des Tages war Roeselare. Die Beschilderung war wieder einmal umwerfend und ich brauchte eine Weile, um aus der Stadt heraus zu finden. Bei Ronse gab es eine kleine Umleitung. Die war aber kein Problem. Generell kam ich an diesem Tag zügig voran und war schon 13.40 Uhr in Brüssel. Kaum in Brüssel, musste ich erstmal ganz dringend auf Toilette und ließ mein Moped mit Gepäck auf einem Gehweg stehen (es blieb nicht einmal Zeit um es anzuschließen, so dringend war es!). Zum Glück wurde nichts geklaut und ich machte mich auf die Suche nach der Jugendherberge. Ich kam auf einen Berg mit einem prächtigen Gebäude vorbei. Man hatte einen wahnsinnigen Blick über die Stadt und dort erfuhr ich, dass die Jugendherberge nur 5min entfernt sei. Nach dem Check-in schaute ich mir per Fuß die Stadt an. Brüssel hat einen sehr schönen Marktplatz und jede Menge Waffel-Geschäfte :) Manneken-Pis kann man sich eigentlich auch sparen (es ist wirklich nichts Besonderes). Auf dem Bahnhof kaufte ich mir mein ALLERERSTES EIGENES BIER. Lustigerweise habe ich jeden Tag eins getrunken... EINEN GROSSEN DANK AN ALLE EDLEN SPENDER! Den Abend habe ich dann auf dem Berg mit Blick auf die Stadt verbracht. 

 

 

 

11. Tag Brüssel-Köln  250km       03.08.2015

 

Start: 9.10 Uhr

Ein heißer Tag mit 30°C soll mich nun heute erwarten. Aus Brüssel fand ich superschnell heraus und in Belgien gab es dann auch keine weiteren Vorkommnisse. In den Niederlanden gab dann mein Tacho den Geist auf und ich musste jetzt immer abschätzen, wie viel Benzin noch im Tank ist. Plötzlich wurde meine Straße zur einer Schnellstraße und ich dachte mir "Wird schon nix passieren". Leider ging meine Rechnung nicht auf, weil die Schnellstraße dann zur Autobahn wurde und es keine Möglichkeit gab, irgendwie wieder umzukehren. So war ich also nun mit meinem Moped auf der Autobahn! Nach 15min kam dann eine Raststätte und ich fuhr erstmal ab. Ich erkundigte mich noch einmal, ob dies wirklich eine Autobahn ist? Ja, war es! Direkt neben der Autobahn habe ich eine normale Landstraße entdeckt. Leider war aber ein Graben dazwischen. Da mir aber keine andere Möglichkeit blieb, habe ich zwei Männer gefragt, ob sie mir helfen könnten, das Moped hinüber zu wuchten. Als dies erledigt war, nahm ich zufälligerweise den selben Grenzübergang wie bei der Hinfahrt. Mein Moped wollte fünf Meter vor Deutschland nicht angehen und ich musste erst einmal die Zündkerze wechseln. Als nächstes bin ich zu einem Supermarkt gefahren und wollte mir was zu Trinken kaufen. An der Kasse habe ich Englisch gesprochen (sieh einmal an...). Nach Köln war es nicht mehr so weit und ich kam ca. 17 Uhr am Kölner Dom an. Dort bekam ich von jemandem aus Vietnam eine Visitenkarte, weil er an der Simson Interesse hatte. Bis 23 Uhr musste ich auf meinen Gastgeber von Couchsurfing warten, weil er noch arbeiten war. Inzwischen habe ich mein Moped den Rhein entlang geschoben. Überall liefen Paare entlang und irgend so ein Typ mit seiner Simson... 23 Uhr traf ich dann Kasimir und wir tranken zusammen ein Kölsch auf dem Dach mit Blick zum Dom.

 

 

 

12. Tag Köln-Dortmund    150km   04.08.2015

 

Start: 10.15 Uhr

Es gibt Tage, da möchte man einfach nicht aufstehen, weil man einfach weiß, dass es regnen wird. Es hilft leider alles nix und so starte ich in einen verregneten Tag. Nach 5min Fahrzeit ist es dann zum ersten Mal auf meiner Reise passiert, ich bin gestürzt. Ein Radfahrer meinte, er müsse noch abbiegen, wenn ich ihn überhole. Das Ende vom Lied war eine zerrissene Regenkleidung und ein schmerzendes Becken.  Köln war für mich die schlimmste Stadt mit Beschilderungen, weil es dort nur Autobahnschilder gab. Die Kölner hatten keine Ortskenntnisse und deshalb verbrachte ich in Köln 1,5 Stunden. Vom Ruhrpott habe ich leider wegen des Regens auch nichts gesehen und war auch schon 17.30 Uhr in Dortmund. Nach Dortmund bin ich auf einer Schnellstraße gefahren und meine erste Aufgabe war es, die Wohnung vom Leon (Couchsurfing) zu finden. Als ich die Wohnung gefunden hatte, war niemand da. So stand ich 4 Stunden vor der Wohnung und wartete. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr und wollte gerade losfahren, da sprach mich einer junger Mann an: "Du kannst auch bei mir Übernachten, wenn du möchtest!". Er sah vertrauenserweckend und nett aus. Ich willigte ein. Von Dave sollten sich alle Menschen mal ein Beispiel nehmen, weil er mich als fremde Person eine Nacht aufnehmen wollte. Wir tranken zusammen ein Bier und redeten eine Runde. 23 Uhr kam dann auch Leon und ich übernachtete dann doch bei ihm. 

 

 

 

13. Tag Dortmund-Erfurt   350km   05.08.2015


Start: 9.40 Uhr

Mein Tag beginnt wieder mit einer Schnellstraße und zum ersten Mal wurde ich von einem LKW deswegen angehupt. Dies war mir aber egal, weil ich keine andere Straße kannte. Die Straße wechselte dann nämlich wieder zu einer normalen Bundesstraße. Als sie abermals wieder zur Schnellstraße wurde, habe ich mir dann den Weg über die Dörfer gesucht. Meine erste Pause machte ich kurz vor Wolfshagen. Danach folgte ein extrem steiler Berg, den ich runter fahren durfte. Zum ersten Mal habe ich gesehen, wie mein Tacho wieder ausschlug und eine komplette Runde machte. Jetzt habe ich die 100km/h geknackt und unten im Tal wurde ich noch geblitzt. Die nächste Pause sollte dann aber erst in Höhnebach, an der ehemaligen Innerdeutschen Grenze stattfinden. Als ich über die ehemalige Grenze fuhr, schlug mein Tacho plötzlich ganz kurz aus (so ein Moped merkt es eben, wenn es sich dem Zuhause nähert). In Erfurt wurde erstmal ein Foto am Dom gemacht und danach wollte ich die Jugendherberge suchen. Ein Mann auf seinen Fahrrad fuhr voraus und ich sollte hinterher fahren. Nach dem Einchecken im Hostel ging ich zu Fuß in die Stadt. Am späteren Abend habe ich noch ein Bier am Dom getrunken. So ging die letzte Nacht im Urlaub zu Ende.

 

 

 

14. Tag Erfurt-Chemnitz   200km   06.08.2015

 

Start: 9.00 Uhr

Dies sollte mit 35°C der heißeste Tag des gesamten Urlaubes werden. In Weimar machte ich eine kleine Fotopause am "Goethe-Schiller-Denkmal" und danach ging es weiter in Richtung Sachsen. Kurz vor Meerane musste ich wieder durch viele kleine Dörfer fahren und Ausschau nach einer gotischen Kirche halten um den richtigen Weg zu finden. Plötzlich funktionierte mein Tacho wieder. Kurz vor Chemnitz lächelte mich noch einmal eine Umleitung an und plötzlich stand ich vor meiner Wohnungstür. Ich machte den Motor aus und blieb für eine Minute ruhig sitzen, um Alles zu begreifen (was natürlich nicht gelang).

 

 

 

15. Tag Chemnitz-Neukirch/Lausitz   125km   07.08.2015

16. Tag Neukirch/Lausitz-Chemnitz   125km   09.08.2015

 

Start:9.00 Uhr

Heute hieß es nur noch meine Großeltern von meiner Reise zu informieren. Meine Großeltern dachten nämlich, ich bin mit dem Zug zur Ostsee gefahren. Sie sollten sich schließlich keine Sorgen während meiner Tour machen. Um es kurz zu fassen: Sie waren mehr als nur schockiert von meinem Abenteuer!


Ende

 

 

Ich möchte mich hier noch einmal bei allen bedanken, die mir diese Reise möglich gemacht haben.


Erik Weber der einzige, der diese Reise im Vorfeld für gut empfunden hat

Achim Keßler aus Bonn

Gertjan Oppalfens aus Antwerpen

Dem jungen paar aus Frankreich für ihre Zeitopferung

Lisett Marbach aus London

Kasimir Orlowski aus Köln

Dave Durden aus Dortmund

Leon aus Dortmund

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